Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Fritz Langs Stummfilm „Die Nibelungen“ von 1924 stellt die interdisziplinäre Ringvorlesung die wichtigsten Verfilmungen des mittelalterlichen Nibelungenliedes vor. Ziel ist es zu verfolgen, wie sich die Angebote bis heute angesichts der gesellschaftliche Vorstellungswelt ihres Publikums wandeln. Auf diese Weise geht die Ringvorlesung auch der Frage nach möglichen Funktionen von Kunst für eine liberale Gesellschaft der Gegenwart nach.
Anhand von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den wichtigsten Nibelungen-Filmen sollen konstante und veränderbare Angebote an den Vorstellungshaushalt eines dem gesellschaftlichen Wandel unterworfenen Publikums herausgearbeitet werden. Insbesondere sollen Angebote der filmischen Inszenierungen an soziale Selbstentwürfe des Publikums, an dessen Vorstellungen von gesellschaftlichen Realitäten und ihren möglichen Alternativen, von sozialen Werten, Handlungsnormen und Gestaltungsspielräumen in den Blick genommen werden.
Auf diese Weise erkundet die Ringvorlesung, wie die mittelalterlichen Nibelungen in ihren Verfilmungen nicht nur kinematographisch, sondern auch semantisch und funktional in Bewegung geraten sind: vom deutschnationalen Mythos des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zur Reflexionsfolie sozialen Wandels in die Gegenwart hinein.
Damit wird die Nibelungen-Filmgeschichte auch zu einem Fallbeispiel für die Frage, welche Leistungen Kunst allgemein für die liberalen Gesellschaften unserer Gegenwart erbringen kann – eine Frage, die in der aktuellen Krise dieser Gesellschaften ja wieder verstärkt aufgeworfen und auch an die Wissenschaften herangetragen wird.
Organisation: Dr. Christoph Petersen
Genaueres zum Gegenstand sowie zu Zeiten und Orten der Ringvorlesung finden Sie auf der Website des Instituts für deutsche Philologie.